Scharlach erkennen: Symptome, Ansteckung & Behandlung

Redaktion
IKK classic

Seit Jahren steigt die Zahl von Scharlach-Fällen in Deutschland stetig. Und die Ansteckungsgefahr ist bei der bakteriellen Infektion hoch. Umso wichtiger ist die frühe Erkennung der Krankheitsanzeichen und deren Behandlung. Auf welche Symptome Sie bei der Ansteckung Ihres Kindes, in der Schwangerschaft und im Erwachsenenalter achten sollten, lesen Sie hier.

Infektionen mit Scharlach häufen sich jedes Jahr im Winter. Doch seit 2022 nimmt die Zahl der Erkrankungen stark zu

Mit der Corona-Pandemie hätte das jedoch nur indirekt etwas zu tun, so Stefan Arens, Oberarzt an der Hannoveraner Kinderklinik „Auf der Bult“. „Es ist nicht davon auszugehen, dass die Erkrankungen nun schwerer verlaufen, weil die Kinder in der Covid-Pandemie weniger Keimen ausgesetzt waren. Es scheint vermutlich so zu sein, dass Virusinfekte der Luftwege, wie sie im Moment sehr oft auftreten, den Streptokokken den Weg bereiten. Denn sie machen die Schleimhäute durchlässig.“

Was ist Scharlach?

A-Streptokokken, so heißen die hochansteckenden Scharlach-Bakterien, verursachen meist eine Halsentzündung und Hautausschlag. Auch führen die Erreger bei einigen Menschen zur typischen „Himbeerzunge“. 20 Prozent aller Menschen tragen laut Kinderarzt Stefan Arens die Krankheitserreger im Mund, ohne daran zu erkranken. Durch Husten und Niesen, also eine Tröpfcheninfektion, werden sie weitergegeben. Kommt es dann zu einer Erkrankung, sind die Beschwerden meist nur leicht ausgeprägt und gut behandelbar.

Mehrheitlich erkranken Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren an Scharlach – selten auch Erwachsene. Hauptverbreitungsorte sind meist Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen.

Gefährlich wird es, wenn sich die Infektion zu einer invasiven A-Streptokokken-Infektion ausweitet. Das kann zu einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung führen. Weltweit zählt die Krankheit zu den zehn häufigsten Todesursachen durch Infektionen bei Kindern und jungen Erwachsenen, so der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. In Deutschland kommt diese schwere Form von Scharlach jedoch nur selten vor.

Symptome bei Scharlach Erkrankung

Symptome von Scharlach

Die Symptome von Scharlach sind so typisch, dass Ärztinnen und Ärzte die Krankheit meist schon äußerlich erkennen. Zur sicheren Diagnose wird ein Rachenabstrich im Labor untersucht.

  • Himbeerzunge

    Klingt lecker, tut aber weh: Der Rachen färbt sich rot, die Schleimhaut wird fleckig und die Zunge ist angeschwollen und zeigt einen weißlichen Belag.

  • Hautausschlag

    Nicht juckender Hautausschlag aus vielen kleinen – erst rosa, dann roten – Punkten tritt auf dem Hals, dem Oberkörper und Bauch, auf den Leisten und an den Achseln sowie auf Händen und Füßen auf. Selten betroffen sind das Mund-Kinn-Dreieck, die Handinnenflächen und Fußsohlen.

  • Allgemeine Krankheitssymptome

    Typisch sind Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, gerötete Wangen, Schüttelfrost, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und hohes Fieber. Kleine Kinder haben manchmal auch Bauchschmerzen.

  • Mittelohr- oder Mandelentzündung

    Selten führt eine Streptokokken-Infektion zu einer eitrigen Mittelohr- oder Mandelentzündung (Tonsilitis).

Mutter und Sohn sitzen neben der Ärztin auf der Liege

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Wie man Scharlach von anderen Krankheiten unterscheiden kann

Da Scharlach anders als bei einer Erkältung keinen Husten oder Schnupfen auslöst, ist er von Corona, RSV und Grippe relativ leicht zu unterscheiden. Die einzige Gemeinsamkeit ist der schmerzende Hals.

Auch der Hautausschlag unterscheidet den Scharlach von einer reinen Atemwegserkrankung – und rückt die Erkrankung dadurch näher in Richtung Windpocken, Röteln und Co. Die Frage ist daher immer auch: In welcher Phase der Krankheit tritt der Ausschlag auf? Von welcher Körperregion her breitet er sich aus? Im Falle des Scharlachs wäre zuerst der Oberkörper betroffen. Wie genau sieht die Hautveränderung aus und welche anderen Symptome begleiten den Ausschlag?

Beobachten Sie diese Faktoren aufmerksam. So können Sie gegebenenfalls später leicht Auskunft geben. 

Besteht der Verdacht, dass Sie oder Ihr Kind an Scharlach erkrankt sind, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen. Das geschulte Auge erkennt schnell den Unterschied zwischen Scharlach und anderen möglichen Infektionskrankheiten.

Was hilft und wie lange dauert Scharlach?

  • Behandlung mit Antibiotika

    Die Kinderkrankheit Scharlach lässt sich gut mit Antibiotika wie Penicillin behandeln. Die Beschwerden und Symptome nehmen dann schnell ab, nach 24 Stunden schon sind Betroffene nicht mehr ansteckend. Auch wenn sich die Symptome schnell bessern, ist es wichtig, die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen.

  • Behandlung ohne Antibiotika

    Unbehandelt kann von Betroffenen bis zu drei Wochen eine Ansteckungsgefahr ausgehen. Die Behandlung von Scharlach ohne Antibiotika wird daher nicht empfohlen. Die Erkrankung kann sich unbehandelt außerdem auf Gelenke und Herz ausweiten und Entzündungen hervorrufen.

  • Halswickel

    Halswickel mit Magerquark helfen außerdem, brennende Halsschmerzen zu lindern. Alternativ werden auch Halswickel mit Zitrone empfohlen.

  • Trinken

    Gegen Fieber hilft es, viel zu trinken. Am besten warme Getränke wie Kräutertee oder Wasser.

  • Weiche Nahrung

    Suppe oder Brei sind bei Schluckbeschwerden die beste Nahrung.

Kinderärztin untersucht ein kleines Mädchen mit dem Stehoskop

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Gibt es eine Impfung gegen Scharlach?

Leider nein. Impfungen gegen Scharlach sind nicht möglich und leider schützt eine bereits überstandene Infektion auch nicht davor, sich nochmals anzustecken. Es gibt sehr viele Streptokokken-Stämme, die unterschiedliche Giftstoffe bilden.

Was tun gegen Scharlach?

Scharlach ist sehr ansteckend. Während einer laufenden Welle von Atemwegserkrankungen helfen nur allgemeine Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen. Kontakt zu erkrankten Personen sollte man möglichst vermeiden.

Ist Scharlach für Schwangere gefährlich?

Obwohl sich Erwachsene seltener mit Scharlach anstecken als Kinder, sind immer wieder Frauen während der Schwangerschaft von Scharlach betroffen. Denn die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft schwächen das Immunsystem und machen es anfälliger für jede Art von Infektion, auch für Scharlach.

Doch anders als bei Röteln und Windpocken ist eine Scharlach-Infektion für das ungeborene Kind ungefährlich. Auch das Risiko, eine Fehl- oder Frühgeburt zu erleiden, ist nicht erhöht. Dennoch sollten Sie sich zu einer Behandlung unbedingt an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wenden.

Penicillin, das typischerweise gegen Scharlach eingesetzt wird, kann auch während der Schwangerschaft eingenommen werden. Lassen Sie sich beraten und ggf. das Medikament verschreiben.

Scharlach als Erwachsener – So gefährlich wie als Kind?

Auch Erwachsene können in selteneren Fällen an Scharlach erkranken. Bei ihnen verläuft die Infektion meist milder als bei Kindern. Deshalb bleiben diese Scharlach-Infektionen häufig unbemerkt.

Der Ausbruch der Infektion zeigt sich bei Erwachsenen mit Symptomen wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber und einem nicht juckenden, roten Hautausschlag, der sich von der Leiste und den Achseln ausbreitet. Behandelt wird dies in der Regel mit einem Antibiotikum – damit kommen Betroffene schnell wieder auf die Beine.

Bleibt die Infektion unerkannt, kann es zu Ge­lenk­be­schwer­den, Herz­mus­kel­ent­zün­dun­gen, Nie­ren­schä­den und in sel­te­nen Fäl­len zu einer Blut­ver­gif­tung kommen.

Besteht bei Erwachsenen der Verdacht auf Scharlach, sollten die regulären Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen und begrenzter Kontakt zu anderen Personen eingehalten werden. So werden weitere Ansteckungen vermieden.

FAQ

Wie oft kann man Scharlach bekommen?

Man kann sich mehrfach anstecken. Nach einer Scharlach-Infektion ist die betroffene Person zwar gegen das spezifische Toxin der krankmachenden Bakterien lebenslang immun – das verhindert jedoch keine Infektion durch einen anderen Streptokokken-Stamm.

Ist Scharlach meldepflichtig?

Teilweise. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und im Nachbarland Österreich ist Scharlach meldepflichtig. In den restlichen Bundesländern besteht laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) keine Meldepflicht.

Was essen bei Scharlach?

Bei Halsschmerzen und Schluckbeschwerden empfiehlt es sich, weiche oder pürierte Nahrung wie Suppen oder Brei zu essen. Scharfe und sehr saure Lebensmittel können den Rachenraum reizen und sollten daher bei einem akuten Verlauf vermieden werden. Außerdem sollten Erkrankte ausreichend trinken, beispielsweise Wasser sowie Kamillen- oder Kräutertee. Auch kalte Getränke können helfen, die Symptome zu lindern.

Scharlach ohne Ausschlag – geht das?

Ja, das geht. Auch wenn ein Hautausschlag zu den typischen Scharlach-Symptomen gehört, tritt er nicht immer auf.

Ist Scharlach gefährlich in der Schwangerschaft?

Nicht unbedingt. In der Regel ist Scharlach weder für das Kind noch für die Mutter gefährlich. Trotzdem sollte bei einer Ansteckung in der Schwangerschaft eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

Kann man Scharlach ohne Antibiotika behandeln?

Leichte Verläufe können nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt auch ohne Antibiotika behandelt werden. Jedoch handelt es sich bei Scharlach um eine bakterielle Infektion. Deshalb ist eine Antibiotika-Therapie die effektivste Behandlungsmethode. So können auch Spätfolgen einer nicht behandelten Infektion wie Gelenkentzündungen, Nierenschäden oder Herzmuskelentzündungen ausgeschlossen werden.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

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