Übermäßiges Schwitzen: Ist es gesund und was kann man dagegen tun?

Redaktion
IKK classic

Ob bei Hitze, Sport oder Stress: Schweiß ist zwar oft unangenehm, aber unverzichtbar. Er reguliert unsere Körpertemperatur und schützt uns vor Überhitzung. Doch wie viel Schwitzen ist eigentlich gesund? Und was, wenn es zu viel wird? Erfahren Sie, ab wann übermäßiges Schwitzen krankhaft wird, was Hyperhidrose bedeutet und welche Tipps wirklich helfen.

Wer körperlich viel leistet oder sportlich aktiv ist, gerät schnell ins Schwitzen. Viele empfinden das klebrige Nass als lästig oder sogar als peinlich. Aber Fakt ist: Die Schweißproduktion ist für uns lebenswichtig.

Neben einigen Tieren gehört der Mensch zu den wenigen Lebewesen, die schwitzen. Hunde, Elefanten und Schweine können es beispielsweise nicht. Bei Gorillas, Pferden, Kamelen und Eseln hingegen rinnt der Schweiß, wenn es warm ist. Und auch bei uns. Gut so, denn ein Schweißausbruch schützt uns vor Überhitzung.

Ist Schwitzen gesund?

Schwitzen hilft, den Wärmehaushalt im Körper zu regulieren. Zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen befinden sich in unserer Haut. Die meisten davon auf der Stirn, in den Handflächen, Achseln und unter den Fußsohlen. Jede Schweißdrüse wirkt dabei wie eine kleine Klimaanlage.

„Durch das Absondern von Schweiß auf die Hautoberfläche und dessen anschließende Verdunstung, wird dem Körper Wärme entzogen und dieser so vor Überhitzung geschützt", sagt Dr. med. Susanne Steinkraus, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie und Leiterin der Praxis Steinkraus Skin in Hamburg.

Doch Schweiß kann noch viel mehr als nur kühlen: „Schweiß und Talg bilden gemeinsam einen sauren Hydrolipidfilm auf der Haut, man spricht auch vom 'Säureschutzmantel', der vor Mikroorganismen und Noxen schützt. Darüber hinaus werden einige Abbauprodukte von Medikamenten und beispielsweise Alkohol zumindest teilweise über die Haut ausgeschieden", so Dr. Steinkraus.

Wie genau schwitzen wir?

Im Detail sieht das so aus: Steigt bei sommerlicher Hitze oder beim Sport die Körperkerntemperatur zu stark an, aktiviert unser autonomes Nervensystem die sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen. Die winzigen Gebilde produzieren ihr Sekret – also den Schweiß – und transportieren ihn über Kanälchen an die Hautoberfläche, wo er einen dünnen Film bildet. Dort verdunstet die Flüssigkeit, es entsteht Kälte, die der Haut und den Blutgefäßen überschüssige Wärme entzieht. Unser Körper kühlt ab und die Kerntemperatur bleibt konstant.

Wie viel Schwitzen ist normal?

Wie viel wir schwitzen, hängt vom Wetter und von unserer körperlichen Aktivität ab. An einem verregneten Tag zu Hause sind es beispielsweise etwa 0,5 Liter Schweißflüssigkeit, die wir absondern. An einem Sommertag mit hohen Temperaturen und bei starker, ausgiebiger körperlicher Aktivität können es hingegen bis zu zwei Liter pro Stunde sein

Extremes Schwitzen beim Sport

Extremes Schwitzen beim Sport ist meist eine normale körperliche Reaktion zur Regulierung der Körpertemperatur, kann aber auch auf besondere Ursachen und individuelle Faktoren zurückgehen. Sportlerinnen und Sportler verlieren je nach Intensität und Körperbau zwischen 0,5 und 1,5 Litern Schweiß pro Stunde, Profis sogar mehr.

Typische Gründe sind eine große Anzahl aktiver Schweißdrüsen, genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen (wie Schilddrüsenüberfunktion oder Pubertät) und bestimmte Erkrankungen (z. B. Diabetes oder Herzkrankheiten). Auch Medikamente, Übergewicht und Stress können Auslöser sein. Hohe Belastungsintensität, warme Umgebung und hohe Luftfeuchtigkeit verstärken die Schweißproduktion zusätzlich.

Starkes Schwitzen ohne erkennbaren Grund sollte jedoch ärztlich abgeklärt werden.

Was ist Hyperhidrose?

Wer selbst in der kühlen Jahreszeit und ohne starke körperliche Anstrengung stark schwitzt, leidet möglicherweise an Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um ein krankhaftes Schwitzen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie e. V.  sind in Deutschland etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen, besonders häufig Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.

Hyperhidrose tritt vor allem an Körperstellen mit vielen Schweißdrüsen auf: an der Stirn, unter den Achseln sowie an den Handflächen und Fußsohlen. Entgegen der naheliegenden Vermutung liegt die Ursache jedoch nicht in einer erhöhten Anzahl oder Größe der Schweißdrüsen. Vielmehr sind es überaktive Nervenimpulse, die die Schweißdrüsen übermäßig stimulieren.

Ärztin checkt die Lymphknoten einer Patientin

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Was sind Ursachen einer Hyperhidrose

Bei einer Hyperhidrose wird starkes Schwitzen durchaus zum Problem, denn neben dem vermehrten Schweißfluss, der sichtbare Flecken in der Kleidung hinterlässt, kann auch der Körpergeruch störend sein. Das kommt daher, dass der im Übermaß produzierte Schweiß die Hornschicht der Haut aufweicht. Dies führt zu einer Zersetzung durch Bakterien – und daraus entsteht der unangenehme Schweißgeruch, auch ekkrine Bromhidrose genannt.

Wer glaubt, an einer Hyperhidrose zu leiden, sollte sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen. Je nach Schweregrad und Körperregion gibt es unterschiedliche Therapien für Betroffene. Eine Reihe an Ursachen können zu einer Hyperhidrose führen. Dazu zählen:

Symptome einer Hyperhidrose

Anders als beim normalen Schwitzen wird bei einer Hyperhidrose übermäßiges Schwitzen nicht durch Hitze oder körperliche Anstrengung ausgelöst.

Die Hyperhidrose wird in drei Schweregrade eingeteilt. Bei einer leichten Hyperhidrose kommt es zu verstärkter Feuchtigkeit in den Achseln, Händen und Füßen. Eine mäßig starke Hyperhidrose zeichnet sich durch Schweißperlen an diesen Stellen aus. Bei einer starken Hyperhidrose wird so stark geschwitzt, dass der Schweiß abtropft.

Bei einer sekundären, krankheitsbedingten Hyperhidrose können zusätzlich Symptome wie Fieber, Kurzatmigkeit oder Leistungsschwäche auftreten. Auch nächtliche Hyperhidrose, oft Nachtschweiß genannt, kann auftreten. Diese kann auf eine vorliegende Grunderkrankung hinweisen.

Behandlung bei einer Hyperhidrose

„Generalisierte Hyperhidrose lässt sich nach Ausschluss etwaiger Grunderkrankungen auch medikamentös mit Methanthelinium bromid behandeln. Die Tabletten wirken schnell und können sehr hilfreich insbesondere vor bestimmten Situationen, wie dem Halten eines Vortrags oder einer wichtigen Verabredung, zum Einsatz kommen", erklärt Dr. Steinkraus.

„Bei umschriebenen Formen von Hyperhidrosis an Händen oder Achseln haben wir in unserer Praxis gute Erfahrungen mit verdünnten Botulinuminjektionen gemacht. Es ist ein sehr effektives und bewährtes Verfahren mit einer Wirkdauer von ca. 6 Monaten. Weiterhin gibt es auch die Methode der Elektroiontophorese, die sich insbesondere für Hände und Füße eignet, oder die Möglichkeit, axilläre Schweißdrüsen chirurgisch zu entfernen."

 

Welcher Arzt hilft bei einer Hyperhidrose?

Haben Sie den Verdacht, dass Sie unter einer Hyperhidrose leiden, sprechen Sie am besten mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Sollten Sie weitere Behandlungen benötigen, werden Sie von dort in die Dermatologie überweisen. Expertinnen und Experten in diesem Fachbereich kennen sich besonders gut mit den Funktionen und der Behandlung der Haut aus.

Zwei Apotheker:innen im Gespräch im Laden

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Sieben Tipps gegen Schweißflecken und Schweißgeruch

  • In Achselhaaren können sich vermehrt Bakterien sammeln, die schnell unangenehm riechen, deshalb hier zum Rasierer greifen.

  • Tragen Sie vor allem im Sommer atmungsaktive, leichte und locker sitzende Kleidung, beispielsweise aus Leinen, Viskose oder Seide (gibt es auch in veganen Varianten).

  • Gönnen Sie Ihren Füßen gutes, leichtes Schuhwerk aus hochwertigen Materialien wie Leder. Ein Schuh-Spray kann für zusätzliche Frische sorgen.

  • Leichte Speisen wie Salat, Gemüse und Obst beschweren den Körper weniger als etwa deftige Fleischgerichte. Bei einer ausgewogenen Ernährung  ändert sich auch die Zusammensetzung und damit der Geruch des Schweißes. 

  • Starkes Übergewicht führt zu vermehrtem Schwitzen. Wer überflüssige Pfunde verliert, macht seinen Schweißdrüsen das Leben leichter.

  • Schweißflecken lassen sich mit Essig oder Zitronensäure aus der Kleidung entfernen.

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Viel geschwitzt: was trinken?

Nach starkem Schwitzen ist es wichtig, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit und Mineralstoffen zu versorgen. Dabei gilt: Eiskalte Getränke sind weniger empfehlenswert, da sie den Schweißfluss sogar verstärken können – der Körper versucht nämlich, die kalte Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu bringen. Besser sind lauwarme oder leicht gekühlte Getränke, die den Kreislauf nicht zusätzlich belasten.

Die besten Durstlöscher nach dem Schwitzen:

  • Leitungswasser und Mineralwasser – sie gleichen den Flüssigkeitsverlust schnell und effektiv aus.

  • Elektrolytgetränke – diese helfen, wichtige Mineralstoffe wie Natrium, Kalium und Magnesium zu ersetzen, die der Körper beim Schwitzen verliert.

  • Verdünnte Fruchtsäfte oder Saftschorle (z. B. Apfelschorle im Verhältnis 1:3). Sie liefern Energie und Mineralien, enthalten aber weniger Zucker als purer Saft – ideal nach körperlicher Anstrengung.

  • Ungesüßte Kräuter- und Früchtetees – Fenchel, Pfefferminze oder Salbei sind nicht nur magenfreundlich, sondern wirken auch leicht schweißhemmend.

Wie viel Wasser sollte man trinken?

Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt gesunden Erwachsenen als Richtwert etwa 1,5 Liter Wasser pro Tag. An heißen Tagen, bei starkem Schwitzen oder nach hoher körperlicher Anstrengung sollte die Trinkmenge höher liegen – 2 bis 3 Liter täglich gelten dann als sinnvoll, sofern keine medizinischen Gründe dagegensprechen.

Wie viel man am Tag trinken sollte, hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren ab – etwa vom Alter, der körperlichen Aktivität, der Außentemperatur und dem individuellen Gesundheitszustand.

Getränke, die vermieden werden sollten:

  • Alkohol – er entwässert den Körper zusätzlich und belastet den Kreislauf.

  • Gesüßte Getränke – sie enthalten viel Zucker, wenig Mineralstoffe und können dem Körper zusätzlich Flüssigkeit entziehen.

  • Koffeinhaltige Getränke – sie regen den Kreislauf an, fördern den Flüssigkeitsverlust über die Nieren und können das Schwitzen verstärken.

Unterschied zwischen Deo und Antitranspirant?

So gesund Schwitzen auch sein mag, es gibt Situationen, in denen wir frisch bleiben möchten. Hier sind Deo oder Antitranspirant gefragt. Was war noch mal der Unterschied? Beim Deodorant verrät der Name die Wirkung: De = weg und Odor = Geruch. Ein Deodorant, ob als Deo-Spray, Deo-Creme oder Roll-on verwendet, hemmt also den Geruch, es kann jedoch nicht bewirken, dass wir weniger schwitzen.

Auch beim Antitranspirant lässt sich die Wirkung aus dem Namen ableiten, denn Schwitzen bedeutet Transpirieren. Sorgt ein Antitranspirant dafür, dass wir weniger schwitzen? Ja und nein, denn die Produktion der Schweißdrüsen wird nicht beeinflusst. Es werden jedoch die Poren verschlossen, durch die das Schweißsekret auf die Hautoberfläche kommt.

Gegen verschwitzte Achseln: Deo-Creme mit Kokosöl

Wer es ganz natürlich mag, kann sein Deo sogar selbst machen: Es ist schnell hergestellt und garantiert ohne Aluminium.

Zutaten:

3 TL Kokosöl
2 TL Natronpulver
2 TL Speisesstärke, z.B. Mais- oder Kartoffelstärke
Optional: 10 Tropfen ätherisches Öl (zum Beispiel Zitronen- oder Lavendelöl)

Und so geht's:

Speisestärke und Natron in einer Schüssel vermischen. Das Kokosöl in einem Topf leicht erwärmen, bis es eine zähflüssige Konsistenz hat. Dann das Kokosöl nach und nach in die Schüssel zu der Pulvermischung geben und dabei alles gut verrühren.

Wenn eine cremige Masse entstanden ist, bei Bedarf noch ätherisches Öl einrühren, um dem Deo einen angenehmen Duft zu verleihen. Dann die fertige Deo-Creme in einen Behälter füllen und bei Bedarf eine erbsengroße Menge unter den Achseln auftragen und verreiben.

Können Antitranspirante krebserregend sein?

Die wichtige Schutzfunktion des Schwitzens sollte nicht unterbunden werden. Was zusätzlich gegen Antitranspirante spricht, mögen sie auch noch so effektiv sein, sind die darin enthaltenen verschiedenen Salze, meist Aluminium Chlorohydrat, kurz ACH, oder Aluminium Zirkonium Tetrachlorohydrex GLY, kurz AZAG. Wie eine dünne Gelschicht legen sie sich vor die Poren und verschließen diese nahezu vollständig. Zusammen mit Parfumduft kann ein Antitranspirant die sensible Haut der Achseln reizen.

Nicht zuletzt stehen die enthaltenen Aluminiumsalze in Verdacht, krebserregend zu sein. Stimmt das oder ist es eine der vielen Gesundheitsmythen? Dazu Dr. Steinkraus: „Dieses Gerücht in Bezug auf aluminiumhaltige Antitranspirante hält sich leider hartnäckig. Seit 2002 sind jedoch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt worden, die diesen Zusammenhang nicht bestätigen konnten."

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Veröffentlicht am 15.09.2025

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