Mitarbeitende ständig krank – was können Arbeitgebende tun?

Redaktion
IKK classic

Der Krankenstand in Deutschland erreicht neue Höchststände. Das stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Welche Ursachen liegen diesem Trend zugrunde, welche Auswirkungen hat es auf die Wirtschaft, wenn Mitarbeitende häufig krank sind und welche Maßnahmen können Betriebe ergreifen, um gegenzusteuern?

Hoher Krankenstand belastet Unternehmen

Der Krankenstand in Deutschland ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Das stellt Unternehmen vor große Herausforderungen: Fachkräfte fehlen. Die Folge sind Produktionsausfälle und steigende Kosten. Das belastet Betriebe zunehmend. Aufgrund des fehlenden Personals müssen Filialen geschlossen bleiben, Züge fallen aus, Kitas bleiben zu. Das hat auch Konsequenzen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber.

Krankenstand im Handwerk

Die aktuelle Fehlzeitenanalyse der IKK classic von rund 400.000 im Handwerk beschäftigten Versicherten mit Krankengeldanspruch macht es deutlich: Noch immer ist der Krankenstand im deutschen Handwerk stark erhöht. Im Jahr 2024 lag dieser mit 7,0 Prozent leicht über dem Krankenstand des Vorjahres (2023: 6,9 Prozent). Damit liegt er bereits ein drittes Jahr in Folge deutlich über dem Stand der Jahre zuvor.

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Warum steigen die Krankenmeldungen?

Expertinnen und Experten vermuten verschiedene Gründe für den Anstieg der Krankschreibungen:

  • Erhöhte Infektionszahlen:

    Besonders der Anstieg im Jahr 2022 ist dem Aufkommen Erkältungs- und Grippewellen zuzuordnen. Auch nach der Corona-Pandemie klagen viele Menschen vermehrt über Atemwegserkrankungen.

  • Zunahme psychischer Erkrankungen:

    Stress, Leistungsdruck und Unsicherheit in der Arbeitswelt, aber auch in unserer Gesellschaft, können starken, negativen Einfluss auf unsere Psyche haben und zu Burn-out und Depressionen führen.

  • Veränderte Krankheitswahrnehmung:

    Die individuelle Einstellung zur eigenen Gesundheit und Fitness wird als Grund genannt. Während früher viele Menschen trotz Krankheit zur Arbeit gingen, ist das Bewusstsein für die Bedeutung von Gesundheit und Erholung heute größer.

  • Einfachere Krankmeldungen:

    Durch die telefonische Krankschreibung und digitale Prozesse scheint es einfacher geworden zu sein, sich krankzumelden. Einige Kritikerinnen und Kritiker sehen diese geringere Hürde für eine Krankmeldung als Problem. Einen Beleg dafür gibt es bislang jedoch nicht.

Welche Rolle spielt die Politik?

Auch in der Politik wird das Thema heiß diskutiert. Es gibt einige Vorschläge, die den Krankenstand wieder senken sollen.

So wird beispielsweise diskutiert, ob Anreize für gesunde Lebensführung geschaffen werden können, oder ob Unternehmen bei hoher Krankenquote gezielt unterstützt werden sollten. Zudem gibt es vereinzelte Forderungen, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu überprüfen – oder gar auszusetzen. Andere fordern, dass ärztliche Krankschreibungen strenger reguliert werden sollen.

Mitarbeitende ständig krank? Das können Arbeitgebende tun

  • Gespräche suchen und mit Offenheit begegnen:

    Vermeiden Sie Vorurteile und restriktive Maßnahmen gegenüber Mitarbeitenden und gehen Sie stattdessen offen und lösungsorientiert auf alle zu.

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren:

    Investieren Sie in präventive Maßnahmen in Ihrem Unternehmen, wie Fitnessprogramme und Gesundheitschecks. Doch das Betriebliche Gesundheitsmanagement geht noch weiter: Es bietet passgenaue Lösungen für die individuelle Situation im Betrieb, fördert Engagement und Motivation im Unternehmen und ist auf die langfristige Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Beschäftigten ausgelegt. Informieren Sie sich, welche Möglichkeiten und Angebote zu Ihrem Unternehmen passen und Ihren Mitarbeitenden einen echten Mehrwert bringt: ikk-classic.de/bgm.

  • Arbeitsbelastung überprüfen:

    Stress, viel Druck und eine hohe Belastung schlagen nicht nur häufig auf die Psyche, sondern können auch zu körperlichen Symptomen führen und Krankheiten begünstigen. Achten Sie auf eine faire Arbeitsverteilung und eine möglichst ausgewogene Arbeitsbelastung.

  • Klare Grenzen zwischen Beruf und Freizeit setzen:

    Behalten Sie im Auge, dass Mitarbeitende Pausen einhalten und ihre Freizeit nicht durch Arbeit ersetzen. Zu viel Arbeit und zu wenig Abgrenzung zur Freizeit kann stark belasten und (langfristig) krank machen.

  • Ausgewogene Snacks:

    Ob frisches Obst in der Teeküche, ein ausgewogenes Kantinen-Angebot oder eine Wasser-Station: Erleichtern Sie Ihren Mitarbeitenden den Zugang zu gesunden Lebensmitteln. Damit schaffen Sie eine Grundlage für eine ausgewogene Ernährung.

  • Gleitzeitangebote schaffen:

    Durch Homeoffice oder mobiles Arbeiten und auch Gleitzeit können Mitarbeitende ihren Arbeitsalltag besser auf besondere Gegebenheiten ausrichten und entsprechend bewältigen.

  • Frühe Intervention:

    Betriebe sollten Auffälligkeiten bei Mitarbeitenden erkennen und Unterstützung anbieten, bevor sich gesundheitliche Probleme verschlimmern. Sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ständig krank, können direkte und vertrauliche Gespräche hilfreich sein.

  • Homeoffice-Lösungen:

    Gerade in Hochphasen von Erkältungswellen können Mitarbeitende durch Homeoffice eine direkte Ansteckung vermeiden. Zusätzlich werden Arbeitswege in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln umgangen.

  • Die IKK classic als Partner an Ihrer Seite:

    Ob kostenfreie Seminare rund um einen gesunden Betrieb, die IKK Bewegt-App, die auf eine spielerische Umsetzung von gesunden Gewohnheiten im Unternehmen setzt, oder die Wiedereingliederung von Mitarbeitenden nach langer Krankheit. Nutzen Sie unsere vielfältigen Angebote, die den Arbeitsalltag von Ihnen und Ihren Mitarbeitern erleichtern. Wir beraten Sie gerne.

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Das BGM umfasst alle systematisch geplanten und umgesetzten Maßnahmen von Betrieben und ihren Beschäftigten zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz.

Mit dem BGM der IKK classic können wir [...] etwas für unsere Gesundheit tun. Inzwischen haben wir begeistert Trainings im Bereich Bewegung und Stress absolviert [...]. Außerdem konnte unsere Gesundheitsquote im Betrieb erheblich gesteigert werden.

Thomas Heidler

Geschäftsleitung der H&E Bohrtechnik GmbH

Was ist hinsichtlich möglicher Ursachen zu beachten?

Pauschal einen Grund zu nennen, warum der Krankenstand aktuell auf solch hohem Niveau verharrt, ist schwierig. Wie so häufig sind es viele Faktoren, die unsere aktuelle Lage beeinflussen.

Während viele Stimmen beispielsweise die telefonische Krankmeldung als Grund für die vielen Krankmeldungen sehen, zeigt eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim, dass die verbesserte statistische Erfassung von Krankheitstagen eine wesentliche Rolle spielt. Insbesondere die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die seit Januar 2023 bei einer Krankschreibung direkt digital an die Krankenkasse weitergeleitet wird, sei hierfür entscheidend gewesen.

Aber auch Stimmen über unzureichenden Arbeitseifer oder die Disziplin und Loyalität von Mitarbeitenden gegenüber ihrem Betrieb, die zunehmend lauter zu werden scheinen, werden in einer aktuellen Studie widerlegt. Die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland ist 2024 auch krank zur Arbeit gegangen.

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Hier gaben fast zwei Drittel der insgesamt 7.000 befragten Arbeitnehmenden an, im vergangenen Jahr mindestens einen Tag gearbeitet zu haben – obwohl sie sich „richtig krank gefühlt“ haben. 44 Prozent gaben an, sogar eine Woche oder länger krank gearbeitet zu haben. Und auch der Gen Z, eine Generation, die häufig als arbeitsscheu angesehen wird, scheint es an Arbeitseifer nicht zu fehlen. Wie eine Studie der Bundesagentur für Arbeit festgestellt hat, arbeiten die 20- bis 24-Jährigen in Deutschland so viel wie lange nicht mehr.

Gesundheitstage im Betrieb

Sie möchten Maßnahmen für mehr Gesundheit im Berufsalltag umsetzen? Dann nutzen Sie unsere verschiedenen Vorträge, Workshops und Tests für einen Gesundheitstag im Betrieb.

Welche Folgen hat der hohe Krankenstand für die Unternehmen?

Jährlich entsteht der deutschen Volkswirtschaft durch häufige Krankmeldung der Belegschaft ein enormer Schaden. Besonders kleine und mittlere Unternehmen leiden unter hohen Personalausfällen, da sie weniger Möglichkeiten haben, Engpässe zu kompensieren.

Auch in größeren Unternehmen leiden betriebliche Abläufe, wenn Mitarbeitende ständig krank sind. Projekte verzögern sich, Kundentermine müssen verschoben werden und verbleibende Mitarbeitende, die Aufgaben auffangen sollen, werden zusätzlich belastet. Dazu steigen die Kosten für zusätzliche Aufwände an.

Laut eines Kurzberichtes des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber 2023 76,7 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung ihrer erkrankten Beschäftigten aufgebracht. Damit haben sich die Kosten innerhalb von 14 Jahren verdoppelt.

Sie wollen noch mehr Informationen?

  • Fehlzeiten-Analyse

    Jedes Jahr veröffentlicht die IKK classic die Arbeitsunfähigkeitsdaten für die beschäftigten Versicherten und zusätzlich eine Analyse für das Handwerk. Diese Analyse ist wichtig, um die Ursachen für die Fehlzeiten im Unternehmen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Zusätzlich bietet die IKK classic Einzelinnungen und Unternehmen mit mehr als 15 IKK-versicherten Mitarbeitern an, bei Interesse per E-Mail einen individuellen Fehlzeiten-Bericht anzufordern: bgm@ikk-classic.de.

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  • BGM-Broschüre

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IKK classic

Veröffentlicht am 12.03.2025

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