Koronare Herzkrankheit: Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Prävention

Redaktion
Oleksandra Silik

Früh aufstehen, unter Stress arbeiten, zwischendurch schnell etwas essen: Viele Menschen führen ein Leben im Dauereinsatz. Doch genau dieser Lebensstil kann dem Herzen zusetzen und das Risiko für eine Koronare Herzkrankheit (KHK) erhöhen. Wir zeigen, warum sie so gefährlich ist – und wie Sie vorbeugen können.

Die Koronare Herzkrankheit (KHK), auch bekannt als ischämische Herzkrankheit, ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. Allein in Deutschland sind etwa 4,7 bis 5 Millionen Menschen von dieser chronischen Erkrankung betroffen, was etwa 8 Prozent der Bevölkerung im Alter ab 30 Jahren entspricht. Dabei erkanken Männer häufiger als Frauen.

Unbehandelt kann die KHK das Herz schädigen und zu einem Herzinfarkt führen – eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Allein im Jahr 2023 starben laut dem Robert Koch-Institut (RKI) rund 120.000 Menschen an den Folgen einer KHK. Doch mit den richtigen Maßnahmen lässt sich eine Erkrankung abwenden oder behandeln.

Koronare Herzkrankheit: Was ist das?

Bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK), einer Form der Arteriosklerose, verkalken die Herzkranzgefäße. Fette und Eiweiße lagern sich in den Gefäßwänden ein und verengen diese. Im schlimmsten Fall können sie sogar verstopfen. Dadurch erhält das Herz weniger Sauerstoff, was zu Atemnot, Schmerzen und einem Engegefühl in der Brust führt.


„Die Herzkranzarterien sind wie Kraftstoffleitungen für das Herz“, sagt Dr. med. Torsten Morschheuser, Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie und Herzchirurgie in der Kardiologischen Praxis in Kiel. „Verkalkungen dieser Gefäße nehmen oft schleichend zu. Erst durch Symptome werden sie auffällig. Wenn sich ein Koronargefäß plötzlich komplett verschließt, ist ein Herzinfarkt die Folge.“

 

Koronare Herzkrankheit

Die Koronare Herzkrankheit kann sich unterschiedlich bemerkbar machen. Was Sie dagegen tun können.

Was sind die Ursachen einer Koronaren Herzkrankheit

Bei der Entstehung der Koronaren Herzkrankheit spielen verschiedene Risikofaktoren eine Rolle – manche lassen sich kaum beeinflussen, andere sehr wohl. Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren zählen das Alter und eine familiäre oder genetische Veranlagung.

Risikofaktoren: Was führt zu einer Koronaren Herzkrankheit

Anders sieht es bei den beeinflussbaren Risikofaktoren aus, die man mit dem richtigen Lebensstil gezielt in den Griff bekommen kann. Zu den klassischen Auslösern gehören:

Wie wirkt sich KHK auf die Lebenserwartung aus?

Bleibt die Koronare Herzkrankheit unbemerkt oder wird sie nicht behandelt, steigt das Risiko für eine Herzschwäche oder einen Herzinfarkt. „Zwar treten Herzinfarkte am häufigsten ab 50 auf, aber auch 18-Jährige können theoretisch betroffen sein”, sagt Dr. Morschheuser. Deshalb rät der Kardiologe, bereits in jungen Jahren mit der Prävention zu beginnen und die bekannten Risikofaktoren konsequent zu vermeiden. „Prävention beginnt im Kopf. Wer frühzeitig seinen Lebensstil anpasst, kann trotz KHK ein normales Leben führen. Es gibt neuere, groß angelegte Studien u.a. auch vom UKE Hamburg, die zeigen: Wenn man auch mit Mitte 50 seinen Lebensstil ändert, kann man dadurch Zeit und Lebensqualität gewinnen.“

Koronare Herzkrankheit: Symptome im Überblick

Mit zunehmender Verkalkung spricht man von einer stabilen Koronaren Herzkrankheit – und die äußert sich oft mit einem klaren Warnsignal: Angina pectoris. Typisch dafür sind anfallsartige Brustschmerzen oder ein Engegefühl, das bis in Arm, Schulter, Rücken, Oberbauch oder sogar den Kiefer ausstrahlen kann.

Wie sich die Koronare Herzkrankheit zeigt, kann je nach Geschlecht unterschiedlich sein. Dr. Morschheuser erklärt: „Bei Männern tritt oft eine Symptomtrias auf: Schmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen, sowie Schmerzen hinter dem Brustbein. Begleitet wird dies von Atemnot und ziehenden Schmerzen im Unterkiefer, vor allem bei Belastung. Bei Frauen können die Symptome diffuser sein, wie Oberbauchbeschwerden oder Schmerzen im rechten Arm. Diese Unterschiede machen die Diagnostik komplexer, aber sie müssen berücksichtigt werden.“

Koronare Herzkrankheit: Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Eine Koronare Herzkrankheit kann man nicht heilen, aber: Moderne und bewährte Diagnoseverfahren ermöglichen eine gezielte Abklärung der KHK und schaffen die Grundlage für eine wirksame, individuell abgestimmte Therapie. Dadurch kann sich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten deutlich verbessern – und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden.

Anamnese und Laboruntersuchungen

Eine gründliche Anamnese ist entscheidend, um die Krankenvorgeschichte zu verstehen, betont Dr. Morschheuser: „Wenn man sich Zeit nimmt, um die Symptome und Beschwerden zu besprechen, kann man oft schon 80 Prozent der relevanten Informationen gewinnen.“ Ergänzend hilft eine körperliche Untersuchung: Blutdruck messen, das Herz abhören und den Body-Mass-Index  bestimmen.

Elektrokardiogramm (EKG)

Je nach Befund kommen weitere Untersuchungen zum Einsatz, wie das Ruhe-EKG, das die elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels misst. Ein akuter Herzinfarkt lässt sich damit oft bestätigen, jedoch nicht vorhersagen. „Da die Herzkranzgefäße nicht direkt sichtbar sind, nutzen wir zudem das Belastungs-EKG als Umweg. Es ist nach wie vor ein wichtiges Werkzeug zur Aufdeckung von Durchblutungsstörungen“, erklärt der Kardiologe.

Echokardiografie

Die Echokardiografie – ein Herzultraschall – liefert Informationen über möglicherweise unbemerkte Herzinfarkte. Eine Stress-Echokardiografie, bei der das Herz unter Belastung untersucht wird, kann zusätzliche Hinweise auf Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße geben.

Kardio-CT

Das Kardio-CT (Computertomographie) stellt die Herzkranzarterien mit Kontrastmittel dar und bietet den Vorteil, mit wenig Strahlung aussagekräftige Ergebnisse zu liefern. Bei bereits implantierten Stents kann es zu Einschränkungen kommen.

Herzkatheteruntersuchung

Bei bestätigtem Verdacht auf hochgradige Veränderungen kommt die Herzkatheteruntersuchung, auch Koronarangiographie genannt, zum Einsatz. Mithilfe eines Katheters und Kontrastmittels werden die Herzkranzgefäße und Herzkammern auf einem Röntgenbildschirm sichtbar gemacht, um Engstellen oder Pumpkraftstörungen zu erkennen.

Online-Raucher-Entwöhnungskurse

Sie wollen mit dem Rauchen aufhören und suchen Unterstützung? Hier finden Sie die passenden Angebote.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei einer KHK zählen:

  • Veränderung des Lebensstils:

    Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Rauchstopp entlasten das Herz.

  • Kontrolle von Risikofaktoren:

    Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin sollten regelmäßig überprüft und gut eingestellt sein.

  • Einnahme von Medikamenten:

    Arzneimittel können die Durchblutung verbessern und den Blutdruck senken.

  • Bypass-Operation:

    Verengte Gefäße werden durch eine Umleitung überbrückt, sodass das Herz wieder mit ausreichend Blut versorgt wird.

  • Stents:

    Dabei handelt es sich um kleine, dünne Röhrchen, die verengte Stellen in den Blutgefäßen offen halten und so die Durchblutung verbessern.

Tipps zur Prävention einer KHK

Ein herzgesundes Leben bedeutet, eingefahrene Gewohnheiten zu überdenken und Risikofaktoren aktiv zu senken. Vieles lässt sich auch ohne ärztliche Hilfe umsetzen – durch bewusste Entscheidungen im Alltag. Besonders wichtig ist es, die bekannten Risikofaktoren konsequent zu vermeiden.

Rauchstopp – ein starker Schutz für das Herz

Mit dem Rauchen aufzuhören, zählt zu den wirksamsten Maßnahmen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Denn Rauchen schädigt die Blutgefäße, fördert Entzündungen im Körper und erhöht das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel – mögliche Auslöser für Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die gute Nachricht: Auch wer lange geraucht hat, profitiert vom Ausstieg. Professionelle Unterstützung kann zusätzlich helfen. Es gibt zahlreiche Online-Entwöhnungskurse und Apps, die Sie beim Rauchstopp flexibel, anonym und oft kostenfrei begleiten.

Herzgesunde Ernährung: So schützen Sie Ihre Gefäße

Ein weiterer Faktor, den Sie selbst beeinflussen können, ist die Ernährung. Der Kardiologe rät zu einer mediterranen Kost. Dabei gilt: mehr Fisch, Salat und Gemüse. Zwei Fleischgerichte pro Woche seien völlig ausreichend. Greifen Sie dabei am besten zu gesünderen Varianten wie Pute oder Huhn. Ergänzen Sie Ihre Mahlzeiten mit ballaststoffreichen Vollkornprodukten wie Schwarzbrot, gesunden Fetten aus Nüssen und pflanzlichen Ölen sowie kaliumreichen Lebensmitteln wie Bananen und Spinat.

Herzfit: Bewegungstipps bei KHK

Bereits kleine Veränderungen im Alltag, wie mehr Bewegung, können einen großen Unterschied machen. Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Fahrradfahren oder Schwimmen entlasten das Herz, fördern die Durchblutung und stärken das gesamte Herz-Kreislauf-System. Zudem sind sie für Menschen im Alter ab 50 Jahren gelenkschonender als Joggen.


Ein Tipp vom Facharzt: „Lassen Sie sich jedoch nichts aufschwatzen und wählen Sie Sportarten aus, die Ihnen Spaß machen. Ideal ist eine ausgewogene Mischung aus zwei Dritteln Ausdauersport und einem Drittel Krafttraining. Beim Krafttraining sollten Sie mit Bedacht vorgehen: Setzen Sie lieber auf weniger Gewicht und dafür auf mehr Wiederholungen, um effektiv zu trainieren.”

Immunsystem gezielt stärken

Wer sein Immunsystem mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung stärkt, kann  Erkrankungen vorbeugen und das Risiko schwerer Verläufe deutlich senken. Auch gezielte Maßnahmen wie Impfungen, darunter etwa die Influenza- oder die Pneumokokken-Impfung, können zusätzlichen Schutz bieten. Denn besonders gefährlich für Menschen ab 60 Jahren und Personen mit chronischen Erkrankungen sind Atemwegsinfektionen, die mit einer Grippe einhergehen, oder Pneunomie: Sie verursachen etwa 50 % der Verschlechterungen bei Herzschwäche. Studien zeigen, dass regelmäßige Grippeimpfungen – vor allem im September und Oktober – das Risiko für Gesamt- und kardiovaskuläre Sterblichkeit um bis zu 18 Prozent senken.

Kostenübernahme bei Impfungen

Die IKK classic übernimmt die Kosten aller wichtigen Impfungen für Kinder und Erwachsene sowie für einige zusätzliche Immunisierungen.

Was tun bei Herzbeschwerden?

Je nachdem, ob die Beschwerden auftreten und wie intensiv sie sind, sollte man sich an die richtige Stelle wenden.

  • Regelmäßige Vorsorge:

    Ab 35 Jahren sind Vorsorgeuntersuchungen bei der Hausärztin oder dem Hausarzt sinnvoll, insbesondere zur Kontrolle von Blutfetten und Diabetes.

  • Familiäre Vorbelastung:

    Wenn Eltern oder Großeltern Herzinfarkte hatten, lohnt sich eine Untersuchung auch ohne Symptome.

  • Leichte Beschwerden:

    Erst zur Hausarztpraxis – bei Bedarf erfolgt eine Überweisung zu einer Kardiologin oder einem Kardiologen. Zudem helfen Telemedizinische Angebote dabei, die Dringlichkeit einer Untersuchung besser einzuschätzen.

  • Akute Symptome:

    Bei akuten Beschwerden ist die Notaufnahme (112) der richtige Ansprechpartner.

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Oleksandra Silik

Veröffentlicht am 04.07.2025

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