Bei der Natürlichen Familienplanung (NFP) muss die Frau – anders als bei Pille, Spirale & Co. – keine Hormone oder andere Stoffe nehmen. Dadurch sollen Nebenwirkungen reduziert werden und die Verhütung möglichst "natürlich" geschehen. Im Zentrum stehen Signale des Körpers, die genau erfasst und dokumentiert werden müssen. So soll der Zeitpunkt des Eisprungs in Erfahrung gebracht werden, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen – für Paare mit Kinderwunsch lassen sich so aber auch besonders fruchtbare Tage bestimmen.

Natürliche Familienplanung: Mit NFP schwanger werden oder hormonlos verhüten?
Natürliche Familienplanung (NFP) wird nicht nur von Paaren mit Kinderwunsch angewandt. Frauen, die auf Hormonpräparate verzichten wollen, nutzen die natürlichen Methoden auch zur nicht-hormonellen Verhütung einer Schwangerschaft. Doch wie sicher ist NFP wirklich?
- Natürliche Familienplanung: Was ist das?
- Der Pearl-Index: Wie sicher ist NFP als Verhütungsmethode?
- Basaltemperatur messen: Fruchtbare Tage erkennen
- NFP-Methoden
- Diese NFP-Methode gilt als die sicherste
- NFP für Paare mit Kinderwunsch
- Nachteile von NFP als Verhütungsmethode
- Hormonlose Alternativen zur NFP
- Fazit
Natürliche Familienplanung: Was ist das?
Von natürlicher Familienplanung (NFP) spricht man, wenn ein Paar oder eine Frau anhand bestimmter körperlicher Parameter die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Menstruationszyklus bestimmt. Je nachdem, ob die NFP zur Familienplanung oder zur Verhütung angewendet wird, können Frauen dann an fruchtbaren Tagen gezielt geschützten oder ungeschützten Sex haben.
Die fruchtbaren Tage der Frau
Die Menstruation bei Frauen ist höchst individuell. Trotzdem gibt es bestimmte Richtwerte, anhand derer sich absehen lässt, wann im Zyklus die fruchtbare Phase ungefähr eintritt und wie lange diese dauert. Ohne eine detaillierte Dokumentation der eigenen Periode sind diese Werte jedoch nur zur Orientierung, aber nicht zur Familienplanung oder gar zur Verhütung geeignet. Im Durchschnitt reift alle 28 Tage eine Eizelle im Körper einer Frau.
In der Mitte des Menstruationszyklus (am 13./14. Tag) findet der Eisprung (Ovulation) statt, bei dem sich die Eizelle ablöst und befruchtet werden kann. Da die Spermien des Mannes im Durchschnitt fünf Tage im weiblichen Genitaltrakt überleben, ergibt sich nicht nur ein fruchtbarer Tag, sondern ein längerer Zeitraum. Diese Fruchtbarkeitsphase der Frau liegt damit durchschnittlich zwischen dem 11. und 17. Tag ihres Menstruationszyklus.
Der Pearl-Index: Wie sicher ist NFP als Verhütungsmethode?
Mit Blick auf eine sichere Empfängnisverhütung sind die Methoden der natürlichen Familienplanung sehr unterschiedlich einzuschätzen. Als Orientierung gilt der Pearl-Index, der angibt, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung einer bestimmten (Verhütungs- oder NFP-)Methode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Wert, desto besser ist die Methode.
Vertrauen beispielsweise 100 Frauen ein Jahr lang auf eine bestimmte Verhütungs- oder NFP-Methode und werden davon 5 Frauen innerhalb dieses Zeitraums schwanger, beträgt der Pearl-Index 5. Je nach Quelle schwanken die Angaben zum Pearl-Index bestimmter natürlicher Verhütungsmethoden. Allerdings lassen sich die Werte vergleichen. Außerdem gilt: Je größer die Schwankungen, desto unsicherer kann die Methode als Verhütungsmittel eingestuft werden.
Basaltemperatur messen: So bestimmen Sie Ihre fruchtbaren Tage
Die Basaltemperatur ist die Körpertemperatur im Ruhezustand, gemessen direkt nach dem Aufwachen und vor jeglicher Aktivität. Sie verändert sich im Zyklusverlauf: Vor dem Eisprung ist sie niedriger, danach steigt sie um 0,2 bis 0,5 °C an.
Für eine zuverlässige Messung nutzen Sie täglich zur gleichen Zeit ein Basalthermometer und messen rektal, vaginal oder oral für mindestens drei Minuten. Die erfassten Werte tragen Sie in eine Zyklustabelle oder eine NFP-App ein. Ein kontinuierlicher Temperaturanstieg zeigt den Eisprung an und markiert die fruchtbaren Tage. Wichtig: Faktoren wie Schlafmangel, Stress oder Alkohol können die Temperatur beeinflussen. Daher ist eine langfristige Beobachtung entscheidend, um ein genaues Zyklusmuster zu erkennen.
Die symptothermale Methode gilt als sicherste NFP-Methode
Die symptothermale Methode ist jene NFP-Methode, die sowohl für gezielte Schwangerschaften als auch zur hormonlosen Verhütung am häufigsten angewendet wird. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 soll sie sogar so sicher wie die Pille sein. Bei dieser Untersuchung seien im Zeitraum von 20 Jahren nur 0,4 von 100 Frauen ungewollt schwanger geworden, die mit dieser Methode verhüteten.
Dabei misst die Frau zunächst jeden Morgen ihre Basaltemperatur und notiert diese in einer Tabelle (auch Zyklus-Blatt genannt) oder einer Zyklus-App. Die Temperatur einer Frau steigt in der Regel nach dem Eisprung um etwa 0,2 Grad Celsius an. Wichtig ist, immer an der gleichen Stelle zu messen – entweder im Mund, in der Vagina oder im After.
Im zweiten Schritt der symptothermalen Methode wird die Beschaffenheit des Zervixschleims beobachtet und ebenfalls notiert. Dieser ist an den fruchtbaren Tagen flüssiger und klarer, damit Spermien ihn durchdringen können. An unfruchtbaren Tagen ist der Zervixschleim trüb und zäh.
Um die Vohersagesicherheit der symptothermalen Methode zu erhöhen, kann zusätzlich der Muttermund abgetastet werden. Dieser fühlt sich nach der Menstruation fest an und ist geschlossen. Er ragt außerdem tief in die Scheide hinein. An fruchtbaren Tagen öffnet er sich leicht, wird spürbar weicher und wandert etwas höher in die Scheide.
Technische Hilfsmittel zur symptothermalen Methode
Temperatur- und Hormoncomputer sowie NFP- oder Zyklus-Apps können bei der symptothermalen Methode ergänzend zum Einsatz kommen. Sie helfen sowohl bei der Messung als auch bei der Dokumentation und Interpretation der einzelnen Werte und erleichtern somit die Berechnung der monatlichen Fruchtbarkeitsphase. Wichtig ist, die Hilfsmittel als Ergänzung zur symptothermalen Methode zu verstehen.
Ohne eine sorgfältige Beobachtung und Dokumentation aller Werte und der täglichen Einpflege der Daten in die Apps sind die technischen Hilfsmittel zu ungenau – und Genauigkeit ist besonders wichtig, wenn es um natürliche Verhütung geht. Merksatz: Apps wie "myNFP" oder "Lady Cycle" – laut Stiftung Warentest die beiden besten Apps – ersetzen nicht die Verhütung, sondern lediglich Stift und Papier.
NFP zur Familienplanung: Eine Lernkurve
Natürliche Familienplanung ist vor allem für Paare mit Kinderwunsch interessant. Durch das Errechnen der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bietet sich ihnen eine ideale Möglichkeit, gezielt Sex zu haben. Zudem können die Partner aktiv in die NFP einbezogen werden und zum Beispiel die täglich gemessenen Werte in die dafür vorgesehen Tabellen oder Apps eintragen. So entsteht ein ganz besonderes Gefühl der Verbundenheit. Zeitgleich lernt die Frau über die symptothermale Methode, ihren eigenen Körper und den eigenen Zyklus zu lesen, zu verstehen und zu deuten – ein Prozess, der ohne NFP nicht so intensiv und detailliert stattfindet.
Allerdings unterliegen die körperlichen Parameter, die bei der NFP gemessen werden, immer auch Schwankungen, was die Methode ungenau macht. Äußere Einflüsse wie Erkältungen, Fieber, ein spätes oder fettiges Abendessen, Alkoholgenuss, Medikamente, Stress und vieles mehr nehmen Einfluss auf die morgendliche Körpertemperatur und den Zervixschleim. Es braucht viel Geduld und vor allem Übung, um zu erkennen, welche Veränderung im weiblichen Körper woher rührt.
NFP zur Verhütung: Umstritten
Eben jene Ungenauigkeit zählt zu den größten Nachteilen der NFP. Wie schon am Pearl-Index ablesbar, ist ein zuverlässiger Schutz vor einer Schwangerschaft mit keiner Methode der natürlichen Familienplanung gegeben.
Hinzu kommt, dass NFP von Frauen die Bereitschaft verlangt, sich intensiv, akribisch und vor allem durchgehend mit den Signalen ihres Körpers und ihrer Fruchtbarkeit zu beschäftigen. Ist diese Bereitschaft – unabhängig vom Alter – gering, birgt NFP als Verhütungsmethode ein hohes Risiko, ungewollt schwanger zu werden.
Fazit: Bei Unsicherheiten medizinischen Rat einholen
Wer sich mit natürlicher Familienplanung beschäftigt, sollte sich der Unsicherheiten bewusst sein, die mit verschiedenen Methoden verbunden sein können. Zwar ist die Methode der Temperaturmessung eine der zuverlässigeren Möglichkeiten, um den Eisprung und die fruchtbaren Tage zu bestimmen, jedoch hängt ihre Genauigkeit stark von der konsequenten Anwendung und der Beobachtung des gesamten Zyklus ab.
Wer unsicher ist, welche Methode am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt – sei es für die Verhütung oder den Kinderwunsch – sollte sich von einem Facharzt oder einer Fachärztin für Gynäkologie beraten lassen. Auch bei Fragen zur individuellen Zyklusbeobachtung oder bei Unklarheiten über den besten Zeitpunkt für eine Schwangerschaft kann eine ärztliche Beratung sehr hilfreich sein.