Während in manchen Branchen nach Betriebsnachfolgern gesucht wird, um Schließungen zu vermeiden, entscheiden sich viele Frauen gegen eine Selbstständigkeit – vor allem wegen der finanziellen Unsicherheit bei einer möglichen Familiengründung. Denn eine Schwangerschaft kann für selbstständige Handwerkerinnen aktuell mit erheblichen wirtschaftlichen und körperlichen Belastungen verbunden sein.
    Mutterschutz für Selbstständige: Geplanter Schutz für Handwerkerinnen
Die Bundesregierung plant, den Mutterschutz für Selbstständige einzuführen – analog zu den Mutterschutzfristen für Beschäftigte. Eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn zeigt, dass selbstständige Handwerkerinnen derzeit bei einer Schwangerschaft oder Mutterschaft unzureichend abgesichert sind. Erfahren Sie hier, wie lange der Mutterschutz gilt und welche Maßnahmen geplant sind.
Mutterschutz für Selbstständige im Koalitionsvertrag
Der gesetzliche Mutterschutz schützt angestellte Frauen sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt. Für Selbstständige gibt es bisher keine vergleichbare Regelung.
Auf Seite 104 des Koalitionsvertrags heißt es:
„Wir wollen einen Mutterschutz für Selbstständige analog zu den Mutterschutzfristen für Beschäftigte einführen. Dafür prüfen wir zeitnah umlagefinanzierte und andere geeignete Finanzierungsmodelle. Darüber hinaus entwickeln wir gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft Konzepte für die Absicherung der betroffenen Betriebe. Wir werden eine Aufklärungskampagne zum Mutterschutz umsetzen.“
Bislang fehlen konkrete Pläne zur Umsetzung. Der akute Handlungsbedarf wird durch die Ergebnisse der IfM-Studie deutlich, für die im Februar 2025 rund 300 Handwerkerinnen in Nordrhein-Westfalen befragt wurden.
Deutliche finanzielle Einbußen ohne Mutterschutz
Laut der IfM-Studie verzeichneten drei Viertel der befragten Frauen rund um die Geburt ihres Kindes durchschnittliche Umsatzeinbußen von 47 Prozent. Das monatliche Nettoeinkommen sank im Schnitt von 2.385 auf 1.334 Euro. Bei einem Drittel der Betriebe hatte sich der Umsatz selbst nach drei Jahren noch nicht wieder erholt. Um die finanziellen Ausfälle zu kompensieren, haben die Befragten folgende Maßnahmen ergriffen:
- Über die Hälfte der Frauen verschob geplante Investitionen.
 - 62,5 Prozent waren auf familiäre Unterstützung angewiesen.
 - 52,6 Prozent griffen auf ihre Ersparnisse zurück.
 - 29,7 Prozent reduzierten ihre Altersvorsorge – mit langfristigen Folgen für ihre Rentensicherheit.
 
Gesundheitliche Risiken für selbstständige Handwerkerinnen
89 Prozent der befragten Handwerkerinnen führten während der Schwangerschaft regelmäßig Tätigkeiten aus, die bei Angestellten zu einem Beschäftigungsverbot führen würden – darunter psychische Belastungen, körperlich schwere Arbeit oder das Heben schwerer Lasten. Nur etwa ein Drittel reduzierte während der Schwangerschaft ihre Arbeitszeit.
Im Durchschnitt unterbrachen die Frauen ihre Tätigkeit erst 18,6 Tage vor der Geburt und nahmen die Arbeit bereits nach rund 13 Wochen wieder auf. Ein Viertel kehrte sogar schon sechs Wochen nach der Entbindung in Vollzeit zurück. 69 Prozent hätten gerne weniger gearbeitet – konnten es sich jedoch aus finanziellen Gründen, wegen fehlender Vertretung oder aus Sorge um ihre Kundschaft nicht leisten.
Fehlende Absicherung: Mutterschaftsgeld für Selbstständige als Lösung?
81 Prozent der Befragten würden ein Mutterschaftsgeld für Selbstständige nutzen – sie wären bereit, dafür monatlich durchschnittlich 18 Euro zu zahlen. Allerdings gaben 35 Prozent an, dass ihnen eine solche Leistung wenig nütze, da der Betrieb ohne sie nicht weiterlaufe. Eine externe Betriebshilfe hielten lediglich 43 Prozent für praktikabel.
Weniger als ein Drittel der Frauen nutzte während der Mutterschutzzeit eine Kranken(tage)geldversicherung – 36 Prozent kannten diese Möglichkeit überhaupt nicht. Der Informationsmangel ist bei schwangeren Selbstständigen besonders ausgeprägt: Zwei Drittel fühlen sich nicht ausreichend informiert.
Bündnis fordert konkrete Umsetzung
Für die Umsetzung des angekündigten Mutterschutzes setzt sich das „Bündnis Mutterschutz für Selbstständige“ ein. Es argumentiert, dass viele der betroffenen selbstständigen Frauen in systemrelevanten Bereichen wie Handwerk, Kindertagespflege oder Geburtshilfe arbeiteten – und mit ihren Betrieben zentrale Infrastrukturen sicherten. Schwangere Selbstständige sollten nicht länger zwischen Elternschaft und beruflicher Selbstständigkeit entscheiden müssen, so das Bündnis.
Quellenangaben
- restauratoren.de: Koalitionsvertrag
 - ifm-bonn.org: Studie des IfM
 - mutterschutz-fuer-selbststaendige.de: Bündnis Mutterschutz für Selbstständige