Vorurteile und Diskriminierung überwinden

Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic, erklärt in seinem Meinungsbeitrag, weshalb wir uns für eine offene und demokratische Gesellschaft einsetzen.

"Vorurteile, Diskriminierung und Populismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Mit Respekt, Dialog, Verständnis und dem Erkennen von Gemeinsamkeiten schaffen wir eine Gesellschaft, in der sich alle zugehörig fühlen."

Was denken Sie über die junge Handwerkerin mit den zahlreichen Tattoos, die in Ihrem Zuhause das Bad saniert? Welche Sätze gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Ihren übergewichtigen Nachbarn grüßen oder eine Regenbogenfahne sehen? Wenn Sie bei all meinen Beispielen reines Wohlwollen empfinden, Hut ab! Dann gehören Sie zu den Menschen, die kaum Vorurteile haben – und das werden leider immer weniger.

Wir (alle) denken in Schubladen

Alle Menschen haben Vorurteile, bewusst oder unbewusst. Um schneller reagieren zu können, denkt unser Gehirn in Schubladen, Kategorien und Bildern. Diese Vereinfachungen helfen uns im Alltag und sind nicht per se schlecht. Wir sollten uns dessen aber bewusst sein und unsere (Vor-)Urteile über andere Menschen hinterfragen, denn Schubladendenken kann dazu führen, dass wir vorschnell urteilen und andere unfair behandeln.

Woher ich das weiß? Aus unserer aktuellen Studie „Vorurteile und Diskriminierung überwinden – für eine offene und gesunde Gesellschaft“, die das rheingold Institut im Auftrag der IKK classic durchgeführt hat. Es ist nach „Vorurteile und Diskriminierung machen krank“ (2021) bereits der zweite Teil unserer Studienreihe.

Mit der zweiten Befragung haben wir nun Vergleichswerte – und ich übertreibe nicht, wenn ich Ihnen sage, dass die Entwicklung erschreckend ist: Seit den 80er Jahren waren Vorurteile und Diskriminierung glücklicherweise immer weniger erwünscht. Doch jetzt werden Radikalisierung, extreme Meinungen und verletzende Aussagen zunehmend akzeptiert und vor allem in den sozialen Netzwerken immer hemmungsloser gelebt.

Bewusstsein für eigene Vorurteile nimmt ab

Nur noch 29 Prozent der Deutschen sehen in Vorurteilen gegenüber anderen ein ernstes Problem – 2021 waren es noch 37 Prozent. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen davon überzeugt, „keine Vorurteile, sondern berechtigte Urteile über bestimmte Menschen“ zu haben. Diese Aussage bekommt mit 35 Prozent inzwischen deutlich mehr Zustimmung.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum die IKK classic sich mit dieser Entwicklung beschäftigt? Als gesetzliche Krankenkasse stehen wir dafür ein, dass Gesundheitsversorgung kein Privileg für eine bestimmte Gruppe von Menschen sein darf. Alle Versicherten haben – unabhängig von Einkommen, Herkunft, Geschlecht oder anderen Merkmalen – Anspruch auf eine gute Gesundheitsversorgung. Wir machen uns stark für eine gesunde Gesellschaft, die auf Offenheit und demokratische Werte baut. Als Krankenkasse für Macherinnen und Macher suchen wir den Dialog, gerade dort, wo es um Vorurteile und Diskriminierung geht. Gegenüber Migrantinnen und Migranten. Gegenüber der LGBTQIA+ Community. Gegenüber allen.

In unserer neuen Studie gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass sie „Angst vor bestimmten Menschengruppen“ haben (42 Prozent). Mehr als ein Drittel sind zudem der Meinung, dass Personen der LGBTQIA+ Community „unmoralisch, verdorben und verkommen“ seien. Da stellt sich die Frage: Wie kommt es zu dieser Entwicklung?

In den vergangenen Jahren haben diverse Krisen wie Klimawandel, Krieg oder die Corona-Pandemie viele Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht. So kann ein kollektives Gefühl der Perspektivlosigkeit und mangelnder Zuversicht entstehen. Unsere Studie zeigt, dass resiliente, zuversichtliche Menschen mit weniger Ängsten und glücklicher durchs Leben gehen. Zunehmende Negativität lässt uns hingegen die Dinge schlimmer einschätzen, als sie sind. Sie kann langfristig krank machen und sogar zu Isolation, Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Burn-out oder Demenz führen.

Als Krankenkasse unterstützen wir sowohl Menschen, die Diskriminierung erfahren, als auch jene, die durch äußere Einflüsse in eine Abwärtsspirale geraten, bei mentalen Belastungen. Etwa mit Angeboten wie Stressbewältigung, Resilienz- oder autogenem Training sowie Führungskräfte-Seminaren zu Themen wie psychische Gesundheit und Kommunikation im Betrieb.

Doch diese Hilfe ist nur ein Pflaster auf einer Wunde, die bereits zugefügt wurde. Wir haben jeden Tag aufs Neue die Wahl, uns zu entscheiden: Möchten wir uns gegenseitig Gutes tun – oder uns gegenseitig bekämpfen?

Ansprechpartner
Juliane Mentz
Juliane Mentz
Pressesprecherin
Viktoria Durnberger
Viktoria Durnberger
Stv. Pressesprecherin

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