Ein persönlicher Rückblick auf 40 Jahre in der gesetzlichen Krankenversicherung

Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic, teilt in seinem Meinungsbeitrag einen persönlichen Rückblick auf 40 Jahre in der gesetzlichen Krankenversicherung

"Bei allen Herausforderungen, die wir in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Gesundheitversorgung haben, ist sie aus meiner Sicht immer noch das beste System."

Für mich war 2024 ein ganz besonderes Jahr: Es markiert nämlich nicht nur das 140. Jubiläum der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), seitdem am 1. Dezember 1884 unter dem damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck das "Gesetz, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter" in Kraft trat. 2024 feiere auch ich ein rundes Jubiläum, nämlich 40 Jahre bei der GKV und bei der IKK.

Es ist beeindruckend, wie sich die GKV in 140 Jahren zur zentralen Säule des deutschen Gesundheitssystems gewandelt hat: Ende des 19. Jahrhunderts waren nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung pflichtversichert, heute sind rund 88 Prozent der Bevölkerung Versicherte in einer gesetzlichen Krankenkasse.

Entsprechend stolz und dankbar bin ich, die GKV nun seit 40 Jahren bei der IKK mitgestalten zu dürfen. Zahlreiche Meilensteine durfte ich während meiner beruflichen Laufbahn miterleben: etwa die Öffnung des Kassenwettbewerbs 1996 – seitdem können Versicherte ihre Krankenkasse frei wählen. Oder die Einführung des Gesundheitsfonds 2009: Durch ihn erhalten die gesetzlichen Krankenkassen Gelder, um Leistungen für die Versicherten zu finanzieren, etwa Arzt- oder Krankenhauskosten und Arzneimittel. Ebenso bahnbrechend waren der Aufbau der gesetzlichen Krankenversicherung in den neuen Bundesländern Anfang der 90er Jahre und die Fusionswelle von 1150 auf unter 100 Kassen.

Für mich begann alles am 1. August 1985, als ich bei der IKK Vorderpfalz in Ludwigshafen meine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten startete. 1991 wechselte ich als Abteilungsleiter Beiträge zur IKK Südthüringen. Es folgten weitere Führungspositionen als stellvertretender Geschäftsführer der IKK Südthüringen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und nun seit 2016 als Vorstandsvorsitzender der IKK classic.

Spätestens mit der Fusion zur IKK Thüringen 2001 und meinem Umzug nach Erfurt ist Thüringen meine Heimat geworden. Hier habe ich meine Frau kennengelernt, hier ist mein Sohn geboren und hier ist der größte Teil meines Freundeskreises. Und Erfurt ist eine sehr lebenswerte Stadt.

Jene Zeit des Aufbaus des IKK-Systems in Thüringen hat mich als junge Führungskraft sehr geprägt: Ich war ja nicht nur jünger als die meisten neuen Kollegen, sondern eben auch ein „Westimport“. In die Rolle des Abteilungsleiters und stellvertretenden Geschäftsführer kam ich völlig ohne Führungserfahrung. Die Fortbildung war seinerzeit auch eher fachlich geprägt und hatte wenige Führungsinhalte. Insofern habe ich Führung quasi rein aus der Praxis gelernt. Sehr geholfen hat mir damals ein Thüringer Kollege - aus damaliger Sicht ein älterer Kollege Mitte 40. Und ich glaube, dass es mir schnell gelungen ist, das Thema Ost-West im Arbeitsalltag mit den Kolleginnen und Kollegen in den Hintergrund zu stellen. Letztlich war es für alle eine riesige Herausforderung, hier auf sich allein gestellt eine Krankenkasse aufzubauen und das ging eben nur gemeinsam. Das hat natürlich auch die Unternehmenskultur geprägt. Wir waren ja zu Beginn nur etwa 20 bis 30 Mitarbeitende - da saß am Wochenende eben auch der stellvertretende Geschäftsführer im Büro und hat sich um die Sachbearbeitung gekümmert.

Insgesamt habe ich als Vorstandsvorsitzender vier Fusionen mitgestaltet. Mit jeder Fusion wurde die Kasse und damit auch die Verantwortung größer und ich konnte in meine Führungsverantwortung immer weiter reinwachsen – es macht einen großen Unterschied, ob die Kasse 60 oder 6.000 Mitarbeitende hat. Besonders wichtig ist mir dabei die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Denn für ein erfolgreiches Unternehmen zählt jede und jeder einzelne Mitarbeitende: vom Azubi über den Sachbearbeiter bis hin zur Führungskraft. Jedes Zahnrad ist wichtig, damit das Uhrwerk langlebig und effizient arbeiten kann. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass jede und jeder Einzelne seine Rolle und Aufgabe hat - meine ist eben die des Vorstandes. Auch wenn mein Karriereweg ein recht steiler war, habe ich den Beruf von Grund auf gelernt. Das heißt nicht, dass ich das heute noch alles auf Anhieb könnte, aber ich kenne diese Rolle eben auch und sie ist für den Erfolg des Unternehmens nicht minder wichtig.

Verleihung der Ehrennadel des Thüringer Handwerkstags (2011)

Rund 7.000 Mitarbeitende, eine klare Fokussierung auf das Handwerk und auf kleine und mittlere Betriebe – das zeichnet die IKK classic heute aus. Deshalb haben mich zwei Auszeichnungen des Thüringer Handwerks für die enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit in den letzten Jahren persönlich sehr gefreut. Worauf ich besonders stolz bin: Es ist uns gelungen, die IKK classic als eine der großen Kassen in der GKV und die führende handwerkliche Krankenversicherung zu etablieren und trotz der sehr heterogenen Einzelhistorien sind wir zu einer Kasse zusammengewachsen. Immerhin bildet die heutige IKK classic über 100 ehemalige Einzelkassen ab – das ist in dieser Form in der GKV ziemlich einmalig.

Dennoch sehen wir uns vor einige Herausforderungen gestellt: Die GKV befindet sich derzeit im perfekten Sturm. Die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung ist mehr als angespannt. Hinzu kommen strukturelle Versorgungsprobleme: Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel machen dem Gesundheitswesen zu schaffen. Rund 21 Prozent der Beschäftigten in der gesetzlichen Krankenversicherung werden zeitnah das Rentenalter erreichen oder in Altersteilzeit gehen. Aktuelle Prognosen zeigen, dass im Jahr 2030 in Deutschland allein rund 500.000 Pflegekräfte und 2035 bis zu 11.000 Hausarztpraxen fehlen werden. Bei allen Herausforderungen, die wir in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Gesundheitsversorgung haben, ist sie aus meiner Sicht immer noch das beste System. Natürlich ist sie reformbedürftig und derzeit leider auch zu teuer. Aber über 70 Millionen Menschen sind hier gut und sicher versichert. Insofern müssen wir die GKV reformieren, um genau dieses Gut zu bewahren. Dafür brauchen wir von der Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen.

Im neuen Jahr 2025 bin ich gespannt auf einen weiteren Meilenstein: die Einführung der „ePA für alle". Ich bin glücklich, diesen wichtigen Schritt begleiten zu dürfen und sehe meinen weiteren Jahren bei der IKK classic voller Vorfreude entgegen.

Ansprechpartner
Juliane Mentz
Juliane Mentz
Pressesprecherin
Viktoria Durnberger
Viktoria Durnberger
Stv. Pressesprecherin

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